top of page
Yvonne Engelmann

Die japanische Antwort auf den Sinn des Lebens: "Ikigai"

Aktualisiert: 26. Dez. 2019

"Hygge", der dänische Wohlfühltrend, war gestern. Jetzt kommt: "Ikigai" - die japanische Antwort auf die Frage, was uns morgens aufstehen lässt, weil wir Sinn erkennen.

Was aber trägt dazu bei, dass wir unser Leben als sinn-voll erleben und zufrieden sind? Wodurch kann Sinn eigentlich entstehen und und inwiefern kann das Ikigai-Modell auf der Suche nach Sinn nützlich sein und zur Stärkung der Ressourcen und der Resilienzfähigkeit im (Selbst) Coaching angewandt werden?


Was ist "Ikigai"?

Das japanische Wort "Ikigai" setzt sich zusammen aus "iki" =Leben und "gai"= Wert. "Ikigai" kann demnach mit "lebenswert", "Sinn/Wert des Lebens" übersetzt werden.

Geprägt wurde die Philosophie durch die Insel Okinawa, die auch die Insel der Hundertjährigen genannt wird. Die dort lebenden Menschen werden nicht nur besonders alt, sie sind bis ins hohe Alter auch sehr fit, gesund und zufrieden. Die Annahme: Neben einer gesunden Ernährung, ausreichend Schlaf und Bewegung sowie der Einbettung in ein gut funktionierendes soziales Netzwerk haben diese Menschen ihr persönliches "Ikigai" gefunden und leben danach.

Ikigai ist die Schnittmenge aus dem, was man liebt, worin man gut ist, was die Welt braucht, und dem, wofür man bezahlt werden kann.

Jeder Mensch hat demnach sein ganz eigenes, persönliches "Ikigai".


Wie finde ich mein persönliches "Ikigai"?

Um sein ganz persönliches "Ikigai" in Erfahrung zu bringen, ist die einfachste Frage danach: Was lässt mich jeden Morgen aufstehen? Was motiviert mich dazu?


Eine andere Möglichkeit besteht darin, sich selbst in einem ruhigen Moment ein paar Fragen zu den relevanten Bereichen zu beantworten, die - in abgewandelter Form - auch im Rahmen eines Coachings zum Einsatz kommen können.


"Was du liebst"

Was lieben Sie? Was macht Ihnen wirklich Freude? Wobei können Sie die Zeit aus den Augen verlieren (flow)? Wofür lassen Sie alles stehen und liegen? Was haben Sie als Kind bereits gerne gemacht, was Sie jetzt auch noch mögen?


"Was die Welt braucht"

Was braucht (gerade) die Welt (von Ihnen)? Wovon sind Sie im Innersten überzeugt? Welche Probleme sehen Sie, die einer Lösung bedürfen? Was möchten Sie weitergeben? Was möchten Sie der Welt hinterlassen?


"Wofür Du bezahlt werden kannst"

Welchen Beruf haben Sie? Welchen Beruf hätten Sie gerne? Welche Jobs und Tätigkeiten hatten Sie bereits, welche können Sie sich künftig vorstellen? Was würden Sie nicht ehrenamtlich machen?


"Worin bist Du gut?"

Welche Fähigkeiten, welche Talente haben Sie? Was können Sie besonders gut? Worin sind Sie besonders erfolgreich? Worin liegen Ihre Stärken? Worin sind Sie besser als andere?

Die Antworten auf die Fragen können beispielsweise auf Karten notiert und den einzelnen Bereichen zugeordnet werden.

In einem nächsten Schritt geht es darum, Gemeinsamkeiten zu identifizieren und die Schnittmengen zu erkennen:

Was können Sie gut und können Sie damit auch Geld verdienen? (Profession)

Bekommen Sie Geld für etwas, was die Welt (unbedingt) braucht? (Berufung)

Haben Sie eine Mission, also lieben Sie etwas, was die Welt auch (unbedingt) braucht?

Was tun Sie gerne und wirklich gut? (Leidenschaft)


Reflexionsangebote nutzen, nächste Schritte gehen

Das "Ikigai"-Modell kann angewandt werden, um sich selbst über seine Werte, Ziele, Motive und Bedürfnisse klar zu werden und so Sinn im Leben zu finden. Es kann aber auch im Rahmen eines Coachings genutzt werden. Die den einzelnen Bereichen zugeordneten Karten zeigen zahlreiche Reflexionsmöglichkeiten auf:

In welchem Bereich liegen die Schwerpunkte, welche Bereiche sind eventuell noch gar nicht belegt? Wie sehen meine Wunschvorstellungen aus: In welchen Bereichen möchte ich (noch) aktiver werden? Wie erziele ich eine bessere Balance zwischen den vier Bereichen? Wie viel Zeit verbringe ich mit Dingen, die ich nicht mag, die ich nicht gut kann, für die ich nichts bekomme und die die Welt nicht braucht? Gibt es etwas, in dem ich gut bin, das ich liebe, für das ich Geld bekomme und was die Welt wirklich braucht ("Ikigai")? Was könnte ich tun, um mein persönliches "Ikigai" zu realisieren? Wie könnten die nächsten Schritte aussehen? Und wer kann mich dabei unterstützen?


Purpose eines Teams bzw. einen Unternehmens

Spannend kann es sein beispielsweise im Rahmen eines Team-Coachings Ikigai-Fragen zu stellen, um zu reflektieren, inwiefern ein Team, mitunter die Unternehmung, das, mit dem die Umsätze bzw. Gewinne erzielt werden, auch wirklich gerne und gut tut und darüber hinaus die Welt wirklich braucht. So kann mit Produkten, mit denen hohe Gewinne gemacht werden können, zwar Geld verdient werden. Das bedeutet aber nicht unbedingt zwangsläufig auch, dass die Welt diese Produkte wirklich braucht und mit Leidenschaft verbunden sind. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Non-Profit-Unternehmen und Ehrenamtliche können zwar durch ihre Arbeit sehr viel Freude und Erfüllung erfahren (Leidenschaft und Mission), verdienen aber wenig bis gar nichts, was das Erleben einer Sinnhaftigkeit wiederum einschränken kann.


Vielfältige Reflexionsangebote sowie Erkenntnisprozesse ermöglicht das "Ikigai-Modell" und unterstützt bei der Frage nach dem Sinn, nach dem, was im Leben trägt. Um genau das zu einer tragenden Säule im Leben werden zu lassen, braucht es nach dem Finden des persönlichen "Ikigais" ein Festlegen der nächsten Schritten, ein Handlungsplan zur konkreten Umsetzung und Realisierung des "Ikigais".

Viel Erfolg beim Finden und der Umsetzung Ihres persönlichen "Ikigais" und seien Sie getragen im und vom Leben.

Yorumlar


bottom of page